Einstellung der Freiwilligen

Warum ist es für Auswertige schwierig, die Lebenslage und Notwendigkeiten der bedürftigen Gemeinden zu verstehen?

Es dauert immer eine gewisse Zeit, um eine (fremde) Kultur zu verstehen, vor allem ärmere Gemeindschaften, die wenig Zugang zu Bildung haben und deren Tage von Angst bestimmt sind, weil sie kein Essen haben oder Kälte erleiden. Diese Sorgen und die Einstellung der Menschen zum Leben scheinen für viele Freiwillige unverständlich.

Können wir uns über die Menschen ein Urteil erlauben, nachdem wir nur einige wenige Monate mit ihnen gearbeitet haben?

Es dauert sehr lange, die Kultur eines Landes zu verstehen und sich darüber bewusst zu werden, wie sie aufgbaut ist und wie die Einheimischen mit Problemsituationen umgehen. Die Freiwilligen sollten sich überlegen, wie lange es dauern würde, die verschieden Aspekte ihrer eigenen Kulturen zu begreifen. Es dauert sicherlich mehr als ein, zwei oder drei Monate.

Eine Kultur zu erfassen und sie richtig zu interpretieren benötigt vor allem Zeit, Geduld und Neugier.

Werde ich durch meine Arbeit als Freiwillige/-r einen ganzheitlichen Einblick in das Leben der  Gemeinden bekommen?

Nein, das wirst du nicht. Denn die Realität eines jeden Menschen in einer Randgesellschaft ist sehr viel komplexer als das, was den Freiwilligen in ein paar Wochen gezeigt werden kann. Die Menschen aus bedürftigen Gemeinden verheimlichen viele Dinge über ihr wahres Leben, weil sie sich für ihre Situation schämen.

Wieso sind konstruktive Kritik und Bewertungen seitens der Freiwilligen so wichtig für uns?

Es ist sehr schwierig, auf langfristige Sicht in den Projekten etwas zu planen. Veränderungen und Krisen stehen an der Tagesordnung, was die Ausarbeitung feststehender Arbeitspläne oder Strukturen behindert. Die Freiwilligen können anhand ihrer Beobachtungen und Einschätzungen helfen, die Organisation der Aufgaben oder Arbeitsbereiche zu verbessern.

Ist es normal, dass man das Gefühl hat, nicht viel geholfen zu haben?

Ja, denn man braucht unglaublich viel Zeit und Hingabe, um die Welt zu verändern! Das Wichtigste ist, sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und weiter zu arbeiten (auch wenn es manchmal so scheint, als würde deine Arbeit keinen großen Unterschied machen). Je mehr die Menschen, mit denen du zusammen arbeitest, dir vertrauen, desto aufnahmebereiter werden sie deinen Vorschlägen entgegenkommen. Denke jedoch daran, dass Vertrauen nicht in einem vorgegebenen Zeitraum gewonnen werden kann.

Ist mein Beitrag für das Projekt hilfreich, auch wenn ich nur für einen kurzen Zeitraum arbeiten kann?

Egal wie lange du in dem Projekt tätig bist, deine Mitarbeit ist immer hilfreich und ermöglicht einen positiven Austausch zwischen den Freiwilligen und den hilfebedürftigen Gemeinden.

Die Gemeinden wissen, dass die Freiwilligen von weit her anreisen, um sie zu treffen und ihre Lebensformen kennen zu lernen. Da die Menschen, mit denen wir arbeiten für die Gesellschaft unsichtbar sind, ist jeder noch so kleine Beitrag wichtig.

Kann ich als Freiwilliger erwarten, dass mir bei der Integration in die Gemeinde geholfen wird?

Es ist sehr wichtig, dass die Freiwillige proaktiv arbeiten. Für den Integrationsprozess ist es natürlich sehr hilfreich, wenn der/die Freiwillige motiviert und kommunikativ ist und  seinen/ihren eigene Vorgehensweisen entwickelt, um den Gemeinden und ihren Mitgliedern zu helfen. Dadurch gewinnen die Projektkoordinatoren Zeit, um sich anderen wichtigen Aufgaben zu widmen und müssen die Neuankömmlinge nicht auf Schritt und Tritt begleiten. Selbstverständlich stehen die Koordinatoren bei Fragen oder Zweifeln zur Verfügung.

Werden die zu erledigenden Aufgaben immer klar und präzise formuliert sein?

In allen Projekten gibt es einen Ablaufplan, der die Erfüllung allgemeiner Aufgaben vorsieht. Trotzalledem müssen die Freiwilligen herausfinden, wie sie ihre Aufgaben allein bewältigen können. Das heißt: Freiwillige müssen viel Eigeninitiative zeigen und schauen, in welchen Bereichen Hilfe benötigt wird. Denn gerade in den Gemeindezentren gibt es ein großes Arbeitspensum zu bewältigen, dem die Koordinatoren, aufgrund des Mangels an professionellen Arbeitskräften, oft nicht gewachsen sind. Daher sollten die Freiwilligen auch nicht erwarten, dass sie bezüglich ihrer Aufgaben genaue Anweisungen erhalten.

Denk bitte daran, dass deine Hilfe immer willkommen ist und es kein Problem ist, wenn Fehler passieren, denn aus seinen Fehlern lernt man für gewöhnlich!

Jede/-r Freiwillige verbindet mit dem Aufenthalt und der Freiwilligenarbeit bestimmte Erwartungen. Werden diese Erwartungen auch erfüllt werden?

Deine ganz persönlichen Erwartungen werden nie so erfüllt werden, wie du es dir gerne wünschst. Sie werden sich während deines Aufenthalts und deiner Arbeit als Freiwillige/-r aber verändern. Du solltest eher versuchen, über die Erwartungen an deine Rolle als Freiwillige/-r zu reflektieren als über die Erwartungen an das Projekt.

Vielleicht wirst du durch deine Arbeit als Freiwillige/-r keinen sichtbaren Unterschied erzeugen, aber deine Präsenz und dein Einsatz lösen definitiv positive Veränderungen in den Herzen der Menschen und in ihrem Selbstwertgefühl aus.